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Die Trostlosigkeit der Naturwissenschaft

Steven Weinberg, der bekannte Physiker hat einen Essay (LI 84) geschrieben, in dem er sich Gedanken macht, was ein Leben ohne Gott bedeuten könnte.
Nun meinen ja einige ganz gut ohne ihn leben zu können. Aber Weinberg gibt zu, dass ohne ihn doch etwas Entscheidendes fehlt.
Zunächst betont er die große Freude, die ein Physiker erleben könne, "wenn er erlebt, wie wir mit Hilfe der schönen Mathematik die reale Welt verstehen können." , um dann gleich bedauernd hinzuzufügen, „dass wir nie zum Kern der Dinge vordringen werden." Doch "schlimmer noch: Das Weltbild der Wissenschaft ist ziemlich entmutigend. Wir können der Natur weder einen Sinn des Lebens für uns entnehmen noch eine objektive Grundlage für unsere moralischen Prinzipien oder eine Entsprechung zwischen dem, was wir für das moralische Gesetz halten, und den Gesetzen der Natur, wie es sich die Philosophen von Anaximander und Platon bis Emerson erträumten. Obendrein erfahren wir, daß die Emotionen, die wir am meisten schätzen, unsere Liebe zu unseren Ehegatten und Kindern, ermöglicht werden durch chemische Prozesse in unserem Gehirn, das durch eine über Millionen von Jahren wirkende Auslese von zufälligen Mutationen zu dem geworden ist, was es ist. Und dennoch dürfen wir nicht in Nihilismus versinken oder unsere Emotionen unterdrücken. Im günstigsten Fall leben wir auf Messers Schneide, zwischen Wunschdenken auf der einen Seite und Verzweiflung auf der anderen."

Weshalb kommt angesichts dieses offensichtlich fundamentalen Mangels eines wissenschaftlichen Weltbildes niemand auf die Idee, dass die Naturwissenschaft weltbilduntauglich ist, da sie uns eben nicht ein Bild der Welt vermittelt, sondern nur einen kleinen Ausschnitt aus dieser?
Ganzheitliche Wissenschaft kann es doch nur geben, wo der Mensch als lebendiges und denkendes Wesen nicht aus- sondern eingeschlossen ist.
Wir haben entschieden, dass nur das als wissenschaftlich zu gelten habe, was mess- und wägbar ist. Das Wesentliche, das, was wir selbst sind, und nicht mit diesen Kategorien erklärt werden kann, kommt in unserer Wissenschaft nicht vor.
Andererseits tragen wir es, ganz unwissenschaftlich, als „Zufall“ in die Evolutionstheorie wieder hinein.

Kann man, vorurteilslos, wirklich davon sprechen, dass die Natur nirgends Sinn offenbart?
Wenn man nur etwas näher ein lebendes Wesen betrachtet, und sei es das einfachste, dann müsste uns vor Staunen der Mund offenstehen. Was für ein Präzisionswerk von aufeinander abgestimmten chemisch-physikalischen Prozessen. Da hat eben alles seinen Sinn.
Und sollte das bei den großen Naturprozessen, der Entstehung des Universums, des Lebens auf der Erde anders sein?

Man muss, ja man kann nicht, ins Leben hinein schneiden, um zu erfahren, wie es funktioniert.
Da lernt man nur kennen, was es nicht ist. Eine Weltanschauung darauf gegründet, ist eben dann das Gegenteil der Wahrheit.
Ein totes, sinnloses Universum hat nur der, der den Tod als Methode gewählt hat.
Lebendige Weltbetrachtung, wie sie in neuer Zeit von Anthroposophen und Goetheanisten betrieben wird, ist nicht weniger wissenschaftlich als die Naturwissenschaft. Sie ist es, aus den genannten Gründen, sogar mehr. Denn ihre Methoden sind dem Lebendigen selbst „entnommen“, sie sind menschengerecht. Denn immer und in jedem Fall, ist es der Mensch, der Wissenschaft betreibt, und nicht die Materie an sich, die des Menschen entbehren könnte.

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